Eine moderne Odyssee, die sich über ein halbes Jahrhundert erstreckt und über den Krieg und seine Folgen im Frieden schreibt Salvatore Scibona in seinem Roman Im Strom der Steine, der im Berlin Verlag erschienen.
Der Junge weint zum Steinerweichen. Er ist mit ein paar Dollar in der Tasche am Flughafen Hamburg ausgesetzt worden. Niemand versteht, was der verzweifelte Kleine sagt, also verstummt er, und dieser Roman muss seine Geschichte für ihn erzählen. Sie beginnt zwei Generationen vorher, als sich ein Mann aus einer Laune heraus freiwillig für den Vietnamkrieg meldet, eine moderne Odyssee, die sich über ein halbes Jahrhundert erstreckt.
Das Buch startet fulminant mit den dramatischen Ereignissen um das Schicksal des fünfjährigen Janis. Allerdings dreht Scibona den Fokus recht schnell auf die Vorgeschichte der Eltern und der Junge gerät aus dem Blickfeld. Auch die Vorgeschichte wird von Scibona im Verlauf des Romans eindringlich erzählt, insbesondere die Kriegserlebnisse. Man wird dennoch nicht den Eindruck los, dass der Autor sich nicht recht entscheiden konnte, wohin der Roman gehen soll. Als Leser:in vermisst man nach dem bewegenden Start im Verlauf der Geschichte das Kind – Stoff für einen eigenen Roman. Das Buch kann dann nicht ganz halten, was es in der starken ersten Hälfte verspricht. Dennoch gibt der Roman einen wichtigen Einblick in das Vietnam-Trauma der USA.
Salvatore Scibona, 1975 in Cleveland geboren, ist einer der wichtigsten amerikanischen Autoren der jüngeren Generation. Scibona wuchs im großen Kreise seiner italienischstämmigen Familie auf. Vor allem seine Großeltern, von denen er viele Geschichten erzählt bekam, beeinflussten sein späteres Schreiben. Bereits mit seinem ersten Roman Das Ende wurde er für den National Book Award nominiert. Der Freiwillige ist sein zweites Buch. Salvatore Scibona lebt in New York City. Im Frühjahr 2021 wurde er mit dem Preis der American Academy of Arts and Letters ausgezeichnet.
Der Freiwillige von Salvatore Scibona ist im Berlin Verlag erschienen.
(JK 07/21)
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