
Der bei Suhrkamp erschienen Roman Die blinde Küste des argentinischen Autors Carlos María Domínguez spielt an der uruguayischen Küste und lässt die siebziger Jahren wieder revue passieren, wo die Figuren des Romans alle auf ihre Weise Opfer der argentinischen Diktatur wurden.
Auf einer winterlichen Landstraße am Rio de la Plata trifft der fünfzigjährige Arturo Balz die junge Tramperin Camboya. Widerwillig nimmt er das Mädchen mit, ohne zu ahnen, dass ihrer beider Geschichte zusammenhängt. Beide fliehen sie vor einem Gestern, das sich ihnen erst erschließt, als sie in einer einsamen Strandhütte am Feuer zu erzählen beginnen, während draußen der Sturm heraufzieht.
Arturo schleppt seine Vergangenheit mit sich, die Liebe zu Cecilia, die von Montevideo nach Buenos Aires floh, von einer Diktatur in die nächste, und eines Tages verschwand. Camboya lässt ihre ziellosen Liebschaften hinter sich und kämpft mit dem Märtyrerschatten ihrer Tante – eben jener Cecilia, nach deren spurlosem Verschwinden Arturo sich fast aufgegeben hatte. Im Gespräch tasten sie sich an das Unbegriffene ihres Lebens heran, dem sie an der einsamen Küste ungeschützt ausgesetzt sind.
Der argentinische Autor Carlos María Domínguez zeichnet in einer dichten Sprache, die sich an den großen Prosaautoren der Moderne misst, unvergessliche, prekäre Charaktere und Lebenswege. Sein Roman erkundet die Möglichkeit von Liebe angesichts der Diktatur und ihrer Folgen. Hierbei erforscht der Autor die Verbrechen der damaligen Zeit auf vielfältige Weise ohne in moralisierendes Pathos abzugleiten.
Carlos María Domínguez wurde 1955 in Buenos Aires geboren und lebt seit Ende der 1980er Jahre als Autor und Journalist in Montevideo. Seine 2002 veröffentlichte Langerzählung Das Papierhaus wurde in 20 Sprachen übersetzt und war in Deutschland ein großer Erfolg.
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