
Der argentinische Autor Ernesto Mallo erzählt in seinem Buch Der barfüßige Polizist von der Calle San Martín, das im Aufbau Verlag erschienen ist, packend von Verletztheit, Korruption, Aufbruch und Gewalt.
Buenos Aires, Anfang der 1980er Jahre. Die Diktatur ist vorbei, alles boomt: Banken, Geschäfte, Korruption. Wer nicht zu Geld kommt, ist selber schuld. Und wer dachte, die Zeit nach den Militärs würde Ruhe und Ordnung bringen, wird brutal enttäuscht. In diese Welt wird Eduardo Miranda, genannt „El Topo“, aus dem Gefängnis entlassen. Er ist müde geworden, sehnt sich nach einem friedlichen Leben – nur ein Ding will er noch drehen, einen Bankraub, doch fast alles geht schief. Comisario Lascano soll die Millionenbeute wiederbesorgen. Lascano hat jedoch mehr mit dem Ehrenkodex des alten Gangsters gemein, den er zur Strecke bringen soll, als mit seinen Auftraggebern. Doch trotz seiner Aversion gegen die Auftraggeber kommt ihm das Angebot recht und er nimmt den Job an. Er braucht dringend Geld, um Eva zu suchen – die Frau, in die er sich Jahre zuvor verliebt hat und nicht vergessen kann.
Seine Eva hatte Comisario Lascano im vorhergehenden Band Der Tote von der Plaza Once aus den Augen verloren. In seinem zweiten Fall macht er sich nun wieder auf die Suche nach ihr. Doch es kommt alles anders als gedacht und bald ist Lascano der Gejagte.
Ernesto Mallos Krimi ist ein Gesellschaftsporträt eines zerrütteten Landes und eine feine Beobachtung menschlicher Abgründe. Alle Figuren schienen auf der Suche nach einer Normalität zu sein, nach einem besseren Morgen. Mit dieser Suche versuchen sie ihr Tun und Handeln zu rechtfertigen, ohne zu merken, dass sie keine richtige Chance haben anzukommen. So wie die Geschichte Argentiniens von tiefen Brüchen gekennzeichnet ist, so sind es auch die Menschen und ihre Schicksale, die Mallos Geschichten bevölkern. Man darf für die Zukunft auf Mallos Werke gespannt sein.
Ernesto Mallo wurde am 16. August 1948 in La Plata geboren. Er war Mitglied der Fuerzas Armadas Revolucionarias, der Revolutionären Streitkräfte, und als solcher ein Verfolgter der argentinischen Militärdiktatur. Der Theaterautor, Radioredakteur und Übersetzer schrieb zunächst Kurzgeschichten und Erzählungen. Der Tote von der Plaza Once war sein erster Roman und wurde preisgekrönt als bester Krimi bei der Semana Negra in Gijón, dem größten Festival für Kriminalliteratur.
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