
In Kevin Powers Krimi Die letzte Nacht des Sommers, erschienen bei Kiepenheuer & Witsch als Taschenbuch, kennen alle die Mörder aber keiner ihr Motiv. Auch sie selbst nicht.
Stephen, Barry und Richard sind mit Conor zur Schule gegangen, jetzt besuchen sie das College, sie spielen Rugby und gehen zusammen aus. Bis sie ihn töten.
In der Nacht des 31. August verlassen die vier einen Club in Dublin. Plötzlich erhält Conor einen Tritt. Dann noch einen. Er fällt zu Boden und wird weiter getreten. Um die Schläger stehen junge Männer und Frauen, entsetzt von dem nur sekundenlangen Spektakel und fasziniert. Dann ist er tot.
So beginnt Kevin Powers Roman, der mit allen Regeln des Spannungsromans bricht. Gleich am Anfang erfährt der Leser, wer das Opfer ist, wer die Täter, wie der Prozess endet und wie die Urteile lauten. Die Frage, die die Handlung unerbittlich vorantreibt, ist die nach dem Warum. Der Erzähler erforscht die Ereignisse der Nacht und geht von da aus weiter, er schildert das Leben der vier jungen Männer, ihrer Freundinnen, ihrer Eltern. Er gräbt in der Vergangenheit, begegnet Freunden, Lehrern, Priestern, Rugbytrainern. Dabei nähert er sich der Nacht aus immer neuen Perspektiven und lässt eine unerhörte psychologische Spannung entstehen.
Inspiriert von einer wahren Geschichte, hat Die letzte Nacht des Sommers bei seinem Erscheinen in Irland sofort für erheblichen Wirbel gesorgt, weil Kevin Power ein Thema aufgreift, das vom irischen Establishment als Bedrohung angesehen wird, nämlich das Kungeln untereinander und damit die wahre macht im Lande auszuüben. Der Debütroman von Kevin Power fragt in einer ungewöhnlichen Weise nach dem, was Menschen antreibt und was sie niemals aussprechen würden. Er beleuchtet das Umfeld der Mörder, ihre soziale Herkunft: alle aus reichem Haus, privilegiert und streng katholisch.
Kevin Power, geboren 1981, studierte am University College in Dublin. Derzeit arbeitet er an seiner Dissertation. Sein erster Roman Die letzte Nacht des Sommers erhielt in Irland hervorragende Kritiken und wurde mit mehreren Preisen ausgezeichnet.
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