Edward St. Aubyn: Ausweg (Dumont)

Das vor zehn Jahren bereits veröffentlichte Buch Ausweg des englischen Autors Edward St. Aubyn ist nun auf Deutsch bei Dumont erschienen und es ist wie gewohnt ein elegantes und sarkastisches Werk.

Wie verbringt man seine verbleibende Zeit, wenn einem das Ende vor Augen steht? Mit dieser Frage sieht sich der erfolgreiche Drehbuchautor Charlie konfrontiert, als er erfährt, dass er nur noch sechs Monate zu leben hat. Er beschließt, sich in einem südfranzösischen Casino seiner gesamten Barschaft zu entledigen und ein Buch zu schreiben – ausgerechnet über Bewusstsein und Tod. Im Casino trifft er die spielsüchtige Angélique, die ihm fortan als Muse dienen soll.

Die Stärke des Autors ist der stilsichere Einsatz des schwarzen Humors. Bei Edward St. Aubyn werden letzte Fragen als umwerfend geistreiche Satire gestellt. Sein Erzählen vereint Gegensätze. Es ist ironisch und ehrlich. Traurig und heiter. Sarkastisch und sensibel. Man kann und will sich der obsessiven Selbstreflexion seines Helden Charlie nicht entziehen. Allerdings dreht St. Aubyn den gängigen Prozess einfach um. Anstatt dass der Held mit zunehmender Selbstreflexion einsichtig und weiser wird, wird der vom Leben gelangweilte Charlie zusehends panischer. Wie in seinem übrigen Werk nutzt St. Aubyn die schonungslose Darstellung der britischen Upper Class als Verarbeitung seiner eigenen persönlichen Erfahrungen, denn genau aus dieser Upper Class stammt St. Aubyn.

Edward St Aubyn wurde 1960 in London geboren. Sein Roman Muttermilch stand auf der Shortlist des Booker Prize, gewann den Prix Femina sowie den Southbank Award und wurde in mehr als 15 Sprachen übersetzt.

Ausweg von Edward St. Aubyn ist bei Dumont erschienen.
(JK 12/10)

Keine Kommentare: