Haruki Murakami: 1Q84 (Dumont)

Ein monumentales tausend Seiten umfassendes Werk ist das neue Buch des japanischen Bestsellerautors Haruki Murakami mit dem von Orwell entlehnten Titel 1Q84. Wie seine vorherigren Werke, so ist auch dieses bei Dumont erschienen.

1984. Aomame, eine junge Fitnesstrainerin, hat zwei verschieden große Ohren. Beim Rendezvous mit einem reichen Ölhändler zückt sie eine Nadel und ersticht ihn – ein Auftragsmord, um altes Unrecht zu sühnen. Tengo ist Hobby-Schriftsteller. Er soll einen Roman der exzentrischen 17-jährigen Fukaeri überarbeiten, damit sie einen Literaturpreis bekommt. Der Text ist äußerst originell, aber schlecht geschrieben – ein riskanter Auftrag.

Aomame wundert sich, warum die Nachrichten ihren Mord nicht melden. Ist sie in eine Parallelwelt geraten? Um diese Sphäre vom gewöhnlichen Leben im Jahr 1984 zu unterscheiden, gibt Aomame der neuen, unheimlichen Welt den Namen 1Q84.

1Q84 ist ein komplexes erzählerisches Meisterwerk. In irrsinnigem Tempo präsentiert Murakami Fantasiewelten und verschlungenen Erzählebenen. In wechselnden Kapiteln erzählt Murakami aus den Perspektiven der beiden Hauptfiguren Aomame und Tengo. Beide irren orientierungslos durch ihre Welt. Murakami schwelgt nicht in Worten, sein Erzählstil ist einfach und daher – obwohl tausend Seiten lang – schnell und flüssig zu lesen. Beeindruckend sind die Figuren, die Murakami in seinem Buch entwickelt. Die Kritik feiert das Buch zu Recht und Murakami ist nun tatsächlich ein heißer Anwärter auf den Nobelpreis.

Haruki Murakami wurde 1949 in Kyoto, Japan geboren und wuchs in Kobe auf. Nach abgeschlossenem Studium verließ er 1975 die Waseda-Universität in Tokio, wo er anschließend sieben Jahre lang Eigentümer einer kleinen Jazz-Bar war. Von 1991 an lebten Murakami und seine Ehefrau vier Jahre lang in den USA, wo er in Princeton lehrte und den Roman Mister Aufziehvogel verfasste, für den er den Yomiuri-Literaturpreis erhielt. Nach dem Erdbeben von Hanshin und dem Gas-Attentat auf die Tokioter U-Bahn von 1995 kehrte Murakami nach Japan zurück, wo er zunächst Opfer des Attentats und schließlich auch Mitglieder der Aum-Shinrikyo-Sekte interviewte. Die Interviews erschienen in Japan in zwei Bänden. Zu den Preisen, die Murakami in jüngerer Zeit erhielt, gehören 2006 der Franz-Kafka-Preis und der japanische Asahi-Preis. Zudem hat Murakami Werke diverser amerikanischer Autoren ins Japanische übertragen, darunter Bücher von F. Scott Fitzgerald, Raymond Carver, John Irving und Raymond Chandler. Seine eigenen Werke wurden bislang in mehr als vierzig Sprachen übersetzt.

1Q84 von Haruki Murakami ist bei Dumont erschienen.
(JK 12/10)

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