
Das Buch Çelik & Pelzer von Ulrich Noller und Gök Senin, erschienen bei Eichborn, ist aus dem Hörspielprojekt des WDR „Serie Krimi International“ hervorgegangen, das von Ulrich Noller für den WDR konzipiert wurde.
In Çelik & Pelzer wird ein ehemaliger RAF-Mann ermordet, ein Vierteljahrhundert nach seiner Mitgliedschaft in der Terrorgruppe. Die Ermittler müssen herausfinden warum.
Mit den Kommissaren Murad Çelik und Ines Pelzer tun sich zwei Einzelgänger zusammen, um die Schatten der Vergangenheit zu vertreiben. Seit vielen Jahren ist Çelik, ein ehemaliger Kommissar der Istanbuler Polizei, nicht in Deutschland gewesen. Nichts verbindet ihn mehr mit dem Land, in dem er seine Kindheit verbrachte. Sein Vater ist eine vage Erinnerung, genau wie die Umstände der fluchtartigen Rückkehr seiner Mutter in die Türkei. Als überraschend sein alter Freund Klaus-Peter Darius seine Eltern anruft, wird ihm bewusst, wie wenig er über ihre – und seine – Vergangenheit weiß. Sie waren in den siebziger Jahren in den radikalen Widerstand verwickelt, daran erinnert er sich. Der Anrufer war früher RAF-Mitglied, und Çelik entschließt sich, nach Deutschland zu fliegen und ihn aufzusuchen. Doch als er in Köln ankommt, findet er nur noch seine Leiche vor. Er folgt den Spuren und trifft auf Ines Pelzer, eine hochintelligente junge Psychologin, die ebenfalls versucht, eine Leerstelle ihrer Kindheit zu schließen…
Mit der Serie Krimi International will der WDR an die Série Noire des französischen Krimis anknüpfen, die sozialkritische Variante des amerikanischen Hard-boiled Krimis. Die Krimis sollen aber nicht dunkel – wie im Sinne Noir – sein, sondern urban, multikulturell und global. Und so soll jede Folge dieser Serie ein anderes ethnisch-kulturelles Milieu die Szenerie bilden. Beim WDR sind dies zuerst Hörspielproduktionen, die nun nachträglich als Buch veröffentlicht werden.
Der Koautor Gök Senin sorgt für den türkischen Aspekt im vorliegenden Krimi und bringt die deutschen und türkischen Parallelen zusammen. Die linke Opposition in der Türkei der Achtziger Jahre bezog ihre Ideale aus den gleichen Quellen wie die RAF in den Siebziger Jahren in Deutschland. Geschickt wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, aus der Sicht Çeliks, der des Mörders und der Pelzers. So ergibt sich ein sozialkritisches Bild, das politische wie psychologische Momente enthält.
Ulrich Noller, geboren 1966, ist Journalist und Autor. Er arbeitet für Printmedien und öffentlich-rechtliche Sender, vorzugsweise den WDR. Er ist Mitglied der Jury der Krimiwelt-Bestenliste und lebt in Köln.
Gök Senin, geboren 1966, ist ebenfalls Journalist und Filmemacher. Çelik & Pelzer ist sein erster Kriminalroman.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen