Golem
Samstag, 18.10.2014 20.00
Uhr
Große Elbstraße 14, Hamburg
Im Gespräch
mit der Kulturwissenschaftlerin und Journalistin Mithu M. Sanyal stellt Melissa
Gira Grant ihr Buch Hure spielen vor,
das bei Edition Nautilus erschienen ist und diskutiert über die Situation von
Sexarbeiterinnen und Sexarbeitern in Deutschland.
Deutschland hat eines der liberalsten Prostitutionsgesetze in Europa,
weil es Sexarbeit als Dienstleistung anerkennt. Doch das erst 2001 durch die
rot-grüne Regierung geschaffene Gesetz soll zum Jahresende nun verändert
werden, Familienministerin Schwesig will gegen Menschenhandel und Ausbeutung im
Milieu vorgehen und hat damit prompt Sexarbeiterinnen und Aktivistinnen gegen
sich aufgebracht, die wegen einer geplanten Meldepflicht für Prostituierte
sogar Parallelen zum Nationalsozialismus ziehen. Ausgangspunkt der Debatte um
Sexarbeit und die Verschärfung der Gesetze ist die Annahme, dass Prostituierte
zu ihrer Arbeit gezwungen würden – und man sie deshalb schützen müsse. Alice
Schwarzer hat in einer Kampagne gegen Prostitution sogar die Ansicht vertreten,
dass weit über 90 Prozent der Sexarbeiterinnen sich nicht freiwillig
prostituieren und zudem „schon als Kinder Missbrauch erlitten“ hätten.
Verlässliche Zahlen über derartige Behauptungen gibt es nicht, aber doch
Aussagen von Sexarbeiterinnen: Im Nautilus Verlag ist in diesen Tagen das Buch Hure spielen. Die Arbeit der Sexarbeit erschienen, in der die Journalistin
und ehemalige Sexarbeiterin Melissa Gira Grant die Debatte vom Kopf auf die
Füße stellt und all jene attackiert, die Prostitution zum Wohle der Frauen
verbieten wollen. Sie lässt Sexarbeiterinnen (und Sexarbeiter) zu Wort kommen
und zeigt auf, dass nicht die Sexarbeit selbst eine Zumutung ist, sondern deren
Kriminalisierung. Außerdem stellt Grant eine Verknüpfung her zwischen dem
Umgang mit dem Thema Sexarbeit zu einer Reproduktion klassischer
Geschlechterrollen und entlarvt die Position von Alice Schwarzer & Co. als
paternalistischen Willen zur Kontrolle.
Hure
spielen von Melissa
Gira Grant ist bei Edition Nautilus erschienen.
(JK 10/14)
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