Abschied von wichtigen literarischen Stimmen: Benoîte Groult (*31.01.1920 †20.06.2016)

Am 20. Juni 2016 ist die französische Schriftstellerin, Journalistin und Feministin Benoîte Groult im Alter von 90 Jahren gestorben. 

Ausserhalb Frankreichs ist sie mit ihrem Bestseller Salz auf unserer Haut bekannt geworden. Das Buch gehört heute zu den Klassikern der erotischen Literatur. Benoîte Groult hatte mit ihrer Geschichte einer wilden Affäre zwischen einer Pariser Intellektuellen und einem Fischer Millionen von Leserinnen und Lesern ergötzt, aber auch viele vor den Kopf gestoßen. Mit 68 Jahren hatte sie den Roman als Ich-Erzählerin geschrieben. Ihr Kampf galt den Rechten und der Freiheit der Frau. Groult war keine Vielschreiberin. In ihrer rund 50-jährigen Karriere hat die studierte Literaturwissenschaftlerin etwa 20 Bücher geschrieben oder mitverfasst. Die Leute hätten wissen wollen, „wie man 50 Jahre lang eine glückliche Ehe mit Affäre führen kann, ohne die Beziehung zu gefährden“, so erklärte sie sich den Erfolg ihres Romans Salz auf unserer Haut. Das von Andrew Birkin im Jahr 1992 verfilmte Buch wurde weltweit mehr als drei Millionen Mal verkauft.

Groult stammt aus der Pariser Oberschicht. Schon ihr erster, 1972 veröffentlichter Roman La part des choses – das Buch kam 1999 im deutschsprachigen Raum unter dem Titel Die Dinge, wie sie sind heraus – thematisiert die Beziehungen zwischen Mann und Frau. Erst Salz auf unserer Haut sei aber zu ihrem feministischen Befreiungsschlag geworden, schrieb sie in ihrer Autobiografie. Ihrem Kampf blieb sie bis zum Ende treu. „Mit dem Altern verschwinden die Frauen. Niemand schaut sie mehr auf der Strasse an. Sie werden transparent, verlieren den Blick der Männer, die Angst vor dem Altern der Frauen haben und noch mehr vor alten Frauen, die sie anmachen“, sagte sie 2012 der französischen Frauenzeitschrift «Elle». Benoîte Groult fand sich damit nicht ab. „Ich schaue den Männern immer noch nach“, sagte sie vor wenigen Jahren. Nun ist die Schriftstellerin im Alter von 96 Jahren in Hyères gestorben.
(JK 06/16)

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