Haus
73
Dienstag
25.10.2016
19.00 Uhr
Schulterblatt 73, Hamburg
Eintritt: 6 /
10 Euro
Schwanenwik
goes Schulterblatt: Paula Fürstenberg liest aus ihrem Roman Familie der
geflügelten Tiger, der bei Kiepenheuer & Witsch erschienen ist. Philipp
Winkler aus seinem Roman Hool der bei Aufbau erschienen ist. Antje
Flemming moderiert den Abend.
Jeder muss mal raus. Auch
ein Literaturhaus. Kurz nach dem Autorenschaulaufen am Main schnappt sich das Literaturhaus
deshalb einen Jutebeutel, legt zwei großartige Herbstromane rein und radelt
rüber ins Haus 73, wo die Sitze schrabbeliger, die Dekoration gewagter und das
Publikum hipsteriger ist. Und was ist drin im Jutebeutel? Zwei Debütromane.
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Den einen hat Paula
Fürstenberg geschrieben: Familie der geflügelten Tiger. Darin erzählt
sie von Johanna, einer jungen Frau, die Straßenbahn fährt.
Schon als Kind hatte
Johanna eine Vorliebe für Landkarten, die die Welt überschaubar machten. Nach
dem Abitur ist sie aus der Uckermark nach Berlin gezogen, wo sie zum Ärger
ihrer Mutter eine Ausbildung zur Straßenbahnfahrerin macht. Mit Reiner, ihrem
Ausbilder, bewegt sie sich durch das wohlgeordnete Linien-netz der Großstadt
und lacht über alte DDR-Witze, ohne sie zu verstehen. Mit Karl, dem elternlosen
Weltenbummler, beginnt sie eine Affäre. Ihr Vater Jens hat die Familie kurz vor
dem Mauerfall verlassen, da war Johanna zwei. Außer einer Postkarte an der Wand
erinnert nichts an ihn. Doch dann ruft Jens an, und Johannas Lebenskonstrukt
gerät ins Wanken. Plötzlich gibt es zahlreiche widersprüchliche Versionen
seines Verschwindens. Ist er geflohen? Wurde er verhaftet? Hatte Johannas
Mutter etwas damit zu tun oder gar Honeckers Krankengymnastin? Paula
Fürstenberg erzählt zart, lakonisch und voller feinem Humor von einer
berührenden Vatersuche, von blinden Flecken, biografischen Brüchen und von der
Notwendigkeit, eine Geschichte zu haben, in der man sich einrichten kann.
Paula Fürstenberg,
Jahrgang 1987, wuchs in Potsdam auf. Nach einem zweijährigen Aufenthalt in
Frankreich studierte sie von 2008 bis 2011 am Schweizerischen Literaturinstitut
in Biel. Seither lebt, schreibt und studiert sie in Berlin. Ausgezeichnet wurde
sie u.a. mit dem Hattinger Förderpreis für Junge Literatur und dem
Arbeitsstipendium des Landes Brandenburg; 2014 war sie Stipendiatin der
Autorenwerkstatt am Literarischen Colloquium Berlin.
Familie der geflügelten Tiger von Paula
Fürstenberg ist
bei Kiepenheuer
& Witsch erschienen.
Um abwesende Elternteile
geht es auch in Philipp Winklers Debüt Hool. Vor allem aber erlaubt es
einen „gespenstisch intensiven Blick“ (FAZ) in eine Szene, von der man kaum
ahnen mag, dass sie existiert: Heiko und seine Kumpels sind
Hannover-96-Hooligans.
Jeder Mensch hat zwei
Familien. Die, in die er hineingeboren wird, und die, für die er sich
entscheidet. Hool ist die Geschichte von Heiko Kolbe und seinen Blutsbrüdern,
den Hooligans. Philipp Winkler erzählt vom großen Herzen eines harten Jungen,
von einem, der sich durchboxt, um das zu schützen, was ihm heilig ist: Seine
Jungs, die besten Jahre, ihr Vermächtnis. Winkler hat einen Sound, der unter
die Haut geht. Mit Hool stellt er sich in eine große Literaturtradition:
Denen eine Sprache zu geben, die keine haben. Einen so knallharten,
tieftraurigen und todkomischen Debütroman hat es seit Clemens Meyers Als wir
träumten in Deutschland nicht mehr gegeben.
Philipp Winkler, 1986
geboren, aufgewachsen in Hagenburg bei Hannover. Studierte Literarisches
Schreiben in Hildesheim. Lebt in Leipzig. Auslandsaufenthalte im Kosovo, in
Albanien, Serbien und Japan. Neben Veröffentlichungen in Literaturmagazinen und
-anthologien, erhielt er 2008 den Joseph-Heinrich-Colbin-Preis und 2015 für
Auszüge aus Hool den Retzhof-Preis für junge Literatur des
Literaturhauses Graz.
Hool von Philipp Winkler ist bei
Aufbau erschienen.
Eine Veranstaltung des Literaturhaus Hamburg
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