Frankreich – Ehrengast 2017 der
Frankfurter Buchmesse
Ein
Mann attackiert seine Frau mit gezielten Messerstichen, flüchtet aus dem Haus
und versteckt sich im Nachbargarten. Als ihn die Polizei dort stellt, will er
sich angeblich nicht an die Tat erinnern können. Was wie eine Anekdote klingt,
erweist sich als bittere Wahrheit: Er hat einen akuten Alzheimer-Schub
erlitten.
Was
verbindet uns mit anderen und mit der Welt? Was bleibt, wenn das Gedächtnis
erlischt, das Bewusstsein, die Seele, unsere Identität? Wie lebt es sich als
eine Figur des Nichts – oder als deren Angehörige? Diesen zentralen Fragen geht
Olivia Rosenthal in ihrem preisgekrönten Roman eindringlich nach. Sie vermischt
dabei viele Stimmen – reale, historische, die von Toten: Da gibt es den kranken
Täter, aber auch die Forscher Alois Alzheimer und Emil Kraepelin, da sind die
Gattin und die Kinder des Kranken, die verletzten oder verletzenden Besucher in
der Psychiatrie, von deren Alltag wir erfahren; dazwischen meldet sich die
Erzählerin zu Wort, die mit dem Tod ihrer Schwester konfrontiert wird...
1965
in Paris geboren, lehrt moderne Literatur an der Universität Paris Vincennes
und promovierte über Liebeslyrik des 16. Jahrhunderts. Sie ist Romanautorin,
Dramaturgin und Performerin und befasst sich intensiv mit Film und Kino.
Wir sind nicht da, um zu verschwinden von Olivia Rosenthal ist bei Helmer
erschienen.
(JK 08/17)
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