Deutsches Schauspielhaus
Mittwoch 08.11.2017 20.00 Uhr
Kirchenallee 36, Hamburg
Eintritt: 18 Euro
Max Goldt stellt den Sammelband Lippen abwischen
und lächeln – die prachtvollsten Texte
2003 bis 2014 vor, der bei Rowohlt Berlin erschienen ist.
506 Seiten, das sei
„einfach prachtvoll“, verspricht der Rowohlt Verlag für den neuen Sampler mit
74 Preziosen (nebst einiger Bildbetextungen) von Max Goldt, darunter Klassiker
wie Ein Querulant hört was knarren, Dem Elend probesitzen, Tätowiert,
motorisiert, desinteressiert – der Kleinbürger zwischen Statistik und Traum,
Der Zauber des seitlich dran Vorbeigehens oder Fast vierzig zum Teil
recht coole Interviewantworten ohne die dazugehörigen dummen Fragen.
Aus dem Buch: „Im
allgemeinen bin ich recht zufrieden mit dem, was mir aufgetischt wird. Mich
wundern allerdings regelmäßig Restaurant-Kritiken, in denen kaum jemals der
Umstand berücksichtigt wird, daß ein hungriger Mensch nicht nur einen Mund hat,
sondern auch zwei Beine. Ein guter Eßtisch hat meines Erachtens vier Beine, und
zwar, ganz simpel, an jeder Ecke eines. Restauranttische haben jedoch oft nur
einen Mittelsockel, welcher, indem er sich unten zu einem ausladenden Fuß
weitet, den Gast die Füße nach außen zu biegen zwingt wie weiland Charlie Chaplins
Tramp, wodurch es zu Durchblutungsstörungen kommen kann. Man will schon gehört
haben, daß Menschen, die längere Zeit mit verdrehten, abgeknickten Füßen sitzen
mußten, ‹obenrum› aber mit lebhafter Konversation befaßt waren – so daß das
Einschlafen der Füße unbemerkt blieb –, sich beim Aufstehen einen Fuß gebrochen
haben. In nostalgischen, mit Trödel ausstaffierten Lokalen wird dem Gast
bisweilen sogar zugemutet, an alten Nähmaschinen-Tischen der Firma ‹Singer›
Platz zu nehmen, in deren schnörkelreichem Untertischgekröse Frauen mit hohen
Absätzen sich schon qualvoll verfangen haben wie ein erbeutetes Insekt im
Spinnennetz.“
Max Goldt, geboren 1958
in Göttingen, lebt in Berlin. Zuletzt veröffentlichte er Räusper.
Comic-Skripts in Dramensatz (2015) und Chefinnen in bodenlangen
Jeansröcken (2014). Im Jahr 2008 erhielt er den Hugo-Ball-Preis und den
Kleist-Preis.
Lippen abwischen und lächeln – die prachtvollsten Texte 2003 bis 2014 von Max Goldt ist bei Rowohlt Berlin erschienen.
(JK 11/17)
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