Naja Marie Aidt: Schere, Stein, Papier (Luchterhand)

Mit „beklemmender Eindringlichkeit", so schreibt die Süddeutsche Zeitung, erzählt die preisgekrönte dänische Autorin Naja Marie Aidt in ihrem Roman Schere, Stein, Papier, wie die Vergangenheit einen Menschen unerwartet einholt und eine einzige falsche Entscheidung eine sorgfältig aufgebaute Existenz zum Einsturz bringt.

Der Vater von Thomas und Jennys ist tot. Eigentlich kein Grund für übermäßige Trauer, denn er hat sich nicht besonders um die beiden gekümmert und das Verhältnis war nicht gerade gut. Dazu war er ein Verbrecher und saß im Gefängnis seine Haftstrafe ab. Doch die erhoffte Erleichterung stellt sich bei den beiden nicht ein. Ein letztes Mal gehen sie in die elterliche Wohnung. Der Toaster erinnert Jenny an die guten Zeiten der Kindheit und sie möchte ihn mitnehmen. Weil der Toaster nicht funktioniert, versucht Thomas ihn zu reparieren und entdeckt die Beute des letzten Raubzugs seines Vaters. Er verschweigt seiner Schwester und auch seiner Freundin den Fund und steckt es ein. Doch Thomas hat mit seinem Fund kein Glück und erlebt, wie sein geordnetes bürgerliches Leben nach und nach bedroht wird und schließlich zusammenbricht.

Naja Marie Aidts Psychodrama erzählt auf beeindruckende Weise wie ein Mensch in eine Abwärtsspirale gerät und ihr nicht mehr entkommen kann. Sie gelangt zu den Fragen, was einen Menschen verändert, wie weit er getrieben wird von seinen eigenen Gefühlen und Wünschen, inwieweit er fähig ist, andere Menschen, denen er nahe steht, zu verletzen und wie weit er sich dabei einreden kann, dass alles nur zum Besten geschieht ? Schere, Stein, Papier ist ein faszinierender Roman über die Bruchstellen des Lebens, das Gewicht der Vergangenheit und die Verletzlichkeit der menschlichen Existenz.  

Naja Marie Aidt, 1963 in Egesminde/Grönland geboren, wuchs in Grönland und Kopenhagen auf. 1991 hatte sie ihr Debüt als Lyrikerin. Seither erschienen drei Erzählungsbände, mehrere Gedichtsammlungen und Theaterstücke. Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen und Preise, 2008 wurde ihr für ihren Kurzgeschichtenband Süßigkeiten der renommierte Nordische Literaturpreis verliehen.

Schere, Stein, Papier von Naja Marie Aidt ist bei Luchterhand erschienen. 
(JK 07/17)

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